15. Mai 2024

Antwort und Stellungnahme auf offenen Brief an adidas zu Nachhaltigkeitskriterien bei der Fußballeuropameisterschaft 2024

 

Liebes Netzwerk, liebe Unterstützer*innen, liebe Interessierte, 

aufgrund der vielen Anfragen, auch außerhalb unseres Netzwerkes, was aus unserem Brief an adidas geworden ist, haben wir uns dazu entschlossen, die Antwort hier zu veröffentlichen. Wir werden die Antwort von adidas als Anlass nehmen, euch eine kritische Einschätzung unsererseits zu geben. Wir wollen betonen, dass es nicht bei diesem Brief bleiben wird. Wir werden weiter nicht nur das Verhalten von adidas kritisch beleuchten, sondern auch aller anderen Unternehmen die in der Sportbranche tätig sind. Fair play, fair pay, fair trade 

Kritische Einschätzung Sport handelt fair:

Auf unsere Nachfrage zum Umgang mit Missständen in Bezug auf Arbeiter*innenrechte in den Lieferketten, verweist Adidas unter anderem auf die gute Platzierung im Ranking von Know the Chain. 3. Platz von 65 klingt zwar ganz gut, sie haben damit allerdings auch nur 55 von 100 möglichen Punkten geholt. Beim Punkt Einkaufspraktiken haben sie zum Beispiel nur 17 Punkte erhalten und der Report merkt an: “Compared to 2021 the company does not seem to have taken steps to strengthen its performance and disclosure on forced labour issues within its supply chain. As such, its rank has dropped by one place.” Der Verweis auf dieses Ranking verstärkt bei uns den Eindruck, dass die Umsetzung von Arbeiter*innenrechten in den Lieferketten keine Priorität hat und Adidas sich augenscheinlich nicht ausreichend mit externen Bewertungen beschäftigt. 

Auf unsere Frage, welche Bemühungen Adidas unternimmt, um die Materialbeschaffung möglichst nachhaltig zu gestalten, verweist Adidas auf die Verwendung von Baumwolle der Better Cotton Initiative, eine Multistakeholderinitiative deren Kriterien sowohl bei sozialen als auch ökologischen Kriterien nicht überzeugen. 

Auf unsere konkrete Nachfrage, wie es zu der Kinderarbeit und den falschen Informationen bei der Herstellung des WM Trikot 2022 kommen konnte, wird überhaupt nicht eingegangen. Auch die konkrete Nachfrage, ob das recycelte Polyester Garn von Far Eastern New Century bezogen wird, wurde nicht beantwortet. Wir erhalten nur die Informationen: „Das gesamte Polyester der UEFA EURO Trikots der von adidas gesponserten Verbände, die im Frühjahr 2024 vorgestellt werden, wird mit recycelten Materialien hergestellt. Dies gilt auch für die Uniformen der freiwilligen Helfer der UEFA EURO 2024.“ Wo die recycelten Garne für die Produkte herkommen, wird genauso wie in der Vergangenheit auch zu dieser EM nicht bekanntgegeben. In der Liste, auf die Adidas gerne als „Bekenntnis zu Transparenz“ verweist, stehen nur direkte Zulieferer (Tier1), der Großteil der Lieferkette der vorgeschaltet ist, bleibt intransparent. Menschenrechts- und Umweltverstöße, die hier passieren, werden damit unsichtbar gemacht.

 

UEFA EURO 2024 – Antwort auf den offenen Brief vom 11.01.2024

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir bedanken uns für Ihren offenen Brief anlässlich der UEFA EURO 2024.

Alle wesentlichen Informationen zum Thema Nachhaltigkeit anlässlich der UEFA EURO 2024 haben wir für interessierte Stakeholder auf unserer Webseite zusammengestellt. Gerne geben wir Ihnen aber auch auf diesem Wege einen Überblick.

Nachhaltigkeit einschließlich der Wahrnehmung von Sorgfaltspflichten entlang unserer Zulieferkette ist bereits seit über zwei Jahrzehnten in den Geschäftspraktiken von adidas verankert. Laut verschiedener unabhängiger Nachhaltigkeitsindices und -institutionen wird adidas als führendes Unternehmen in der Sportartikelbranche bewertet. So erhält adidas beispielsweise seit rund zehn Jahren von MSCI ESG die Bestnote ‚AAA‘, hält ein ‚starkes‘ (geringes Risiko indizierendes) Sustainalytics ESG Risk Rating und hat erst kürzlich wieder ISS ESG ‚Prime‘-Status erhalten als Anerkennung für Branchenführer, die anspruchsvolle Leistungserwartungen im Einklang mit anerkannten Standards und regulatorischen Entwicklungen erfüllen.

Laut dem kürzlich veröffentlichten, unabhängigen Know the Chain Benchmark liegen wir zudem in unserer Branche (Bekleidung und Schuhe) auf dem dritten und branchenübergreifend auf dem sechsten Platz von insgesamt 185 bewerteten Unternehmen.

Umfassende und aktuelle Informationen zur Nachhaltigkeitsstrategie und ihrer Umsetzung sind in unserem Geschäftsbericht sowie auf der Webseite des Unternehmens aufgeführt. Im März 2024 werden wir unseren Geschäftsbericht für das Jahr 2023 veröffentlichen, in welchem die aktuellen Daten und Zahlen des Jahres 2023 über unsere Nachhaltigkeitsstrategie, Programme und Leistungskennzahlen nachzulesen sein werden.

Seit Beginn des Jahres 2023 fällt adidas unter das deutsche Lieferketten- sorgfaltspflichtengesetz. Die im Gesetz geforderten Maßnahmen hat das Unternehmen bereits umgesetzt und berichtet auf seiner Unternehmenswebseite umfassend darüber. Hierzu zählen u.a. unsere Menschenrechtspolitik sowie die Funktionsweise unserer Beschwerdesysteme. Die Vollständigkeit und Richtigkeit der Umsetzung unserer Maßnahmen zur Wahrnehmung unserer Sorgfaltspflichten wird vom Bundesamt für Ausfuhrkontrolle geprüft.2 Seit 2017 setzen wir in Bezug auf Beschwerdesysteme nicht mehr nur auf lokale Arbeitnehmer*innen-Hotlines. Wir haben die softwarebasierte ‚Workers Voice‘-Plattform geschaffen, ein für die jeweilige Produktionsstätte maßgeschneidertes Beschwerde-Tool für die Beschäftigten. Den Einsatz dieses Beschwerdemechanismus haben wir schrittweise erweitert, und im Jahr 2022 hatten 440.000 Beschäftigte in 134 Produktionsstätten in 17 Ländern Zugang zu diesem System. Unsere strategischen Hersteller sind damit zu 100 % abgedeckt. Bereits im Jahr 2014 führte adidas einen unabhängigen Beschwerde- mechanismus ein. Im Rahmen dessen hat sich das Unternehmen verpflichtet, jeweils am Jahresende auf der Unternehmenswebseite offenzulegen, wie viele Beschwerden Dritter in Bezug auf Arbeits- oder Menschenrechtsverletzungen im betreffenden Jahr eingegangen sind, und über den Status dieser Beschwerden zu berichten.

Als langjähriges aktives Mitglied in der Fair Labour Association bekennt adidas sich zudem zu unabhängigen und unangekündigten Kontrollen in seinen Zulieferbetrieben. Sofern Abweichungen von unseren Standards dabei festgestellt werden, setzen wir uns für eine Behebung ein.

Die Offenlegung von Zulieferbetrieben unterstreicht des Weiteren unser Bekenntnis zu Transparenz. Adidas war im Jahr 2006 das erste Unternehmen innerhalb seiner Branche, welches seine weltweiten Zulieferbetriebe, die seiner Lizenznehmer sowie seiner Materiallieferanten öffentlich machte. Diese Liste wird zweimal im Jahr aktualisiert. Ihr Inhalt erfüllt die Offenlegungsstandards des Transparency Pledges.

Darüber hinaus veröffentlicht das Unternehmen bereits seit dem Jahr 2006 vor großen Sportereignissen wie der FIFA-Fußball-Weltmeisterschaft und der UEFA-Fußball- Europameisterschaft die Liste derjenigen Hersteller, welche offizielle Produkte herstellen. Die Veröffentlichung der Lieferantenliste wird einige Monate vor Beginn der UEFA EURO 2024 erfolgen.

adidas stellt mit vielfältigen Maßnahmen faire und sichere Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten seiner Lieferkette sicher. Dazu hat das Unternehmen einen Verhaltenskodex für Lieferanten (Workplace Standards/Arbeitsplatzstandards) an seine Zulieferpartner kommuniziert. Der Kodex basiert auf den Kernkonventionen der ILO, den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte sowie dem Verhaltenskodex des Weltverbandes der Sportartikelindustrie. Er ist Bestandteil der vertraglichen Vereinbarungen mit Geschäftspartnern. Der Kodex wird durch weitergehende Richtlinien präzisiert.Zulieferbetriebe erhalten umfassende Trainingsmaßnahmen zu den Inhalten der Richtlinien. Ein Team von weltweit rund 50 Expert*innen arbeitet in den Lieferländern an der Anwendung und Einhaltung klar definierter Arbeitsplatzstandards. Im Jahr 2022 führte adidas rund 1.200 Inspektionen hinsichtlich Umwelt- und sozialer Standards bei Zulieferern durch. Bei Verstößen gegen die Standards gibt es einen Sanktionsmechanismus bis hin zur Beendigung der Geschäftsbeziehung.3

Es ist unser Ziel und Bestreben, die besten Sportartikel für Athlet*innen herzustellen und gleichzeitig die Auswirkungen, die dies auf unseren Planeten hat, zu reduzieren. Deshalb stellen wir unser Portfolio auf umweltfreundlichere Fasern und Materialien um. Mehr als 96% des von uns verwendeten Polyesters ist bereits recycelter Polyester, und die gesamte in unseren Produkten verwendete Baumwolle stammt aus nachhaltigeren Quellen.

Seit 2018 sind 100 % der Baumwolle, die wir weltweit verwenden, nachhaltigere Baumwolle, das heißt Better Cotton oder Baumwolle aus biologischem Anbau. Better Cotton hat sich zum Ziel gesetzt, den Baumwollanbau weltweit und den damit verbundenen Umweltschutz sowie sozialverträgliche Arbeitsbedingungen beim Baumwollanbau und der weiteren Verarbeitung zu fördern.

Der offizielle Spielball der UEFA EURO 2024 besteht aus mehr biobasierten Stoffen als alle bisherigen offiziellen Spielbälle von adidas. Jede Schicht des Balls wurde überarbeitet und enthält nun Materialien wie Maisfasern, Zuckerrohr und Naturkautschuk. Die Leistung des Balls wird dadurch nicht beeinträchtigt. Alle in dem Ball verarbeiteten Druckfarben und Klebstoffe sind wasserbasiert und nicht auf Lösungsmittelbasis. Das gesamte Polyester der UEFA EURO Trikots der von adidas gesponserten Verbände, die im Frühjahr 2024 vorgestellt werden, wird mit recycelten Materialien hergestellt. Dies gilt auch für die Uniformen der freiwilligen Helfer der UEFA EURO 2024.

Synthetische Fasern sind in unserer Branche aufgrund ihrer einzigartigen Eigenschaften, z. B. Elastizität, Feuchtigkeitstransport, geringes Gewicht und Langlebigkeit, weit verbreitet. Produkte aus synthetischen Fasern können während ihrer Produktions- und Nutzungsphase Abriebeffekte zeigen. Wir wissen, dass Faserfragmentierung eine komplexe Herausforderung u.a. auch für unsere Industrie ist, und gehen dieses Problem proaktiv an. adidas ist Gründungsmitglied von ‚The Microfibre Consortium‘ (TMC), das ein Testverfahren zur Bestimmung der Faserfreisetzung entwickelt hat und die Textilindustrie in Zukunft beraten will, wie sie die Auswirkungen der Faserfragmentierung mindern kann.

Wir hoffen, dass wir Ihre Fragen beantworten konnten. Alle Informationen finden Sie auch auf

unserer Webseite und in unserem Geschäftsbericht.

Mit freundlichen Grüßen

Adidas AG

Sustainability

Die im Brief formulierten Anliegen werden neben Sport handelt Fair von folgenden 49 Institutionen/Organisationen/Vereinen/Initiativen/Kampagnen/Bündnissen unterstützt:

Hier gehts zum Download des offenen Briefs.